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Sagen und Geschichten
 


Sagen aus Freistett

Von Walther Zimmermann, Illenau, aus „Kehl und das Hanauerland“, Badische Heimat Zeitschrift für Volkskunde, Heimat- und Denkmalschutz, 18. Jahrgang, Jahresheft 1931, a. a. O.


Geisterbannung im Tiefental
Eme Huus em Diefedal hets gäschtert. Dert het e Schulmäschter met sinnere Huushältere geläbt
un eri Kender hen se umgebrocht un em hentere Schtall vergrawe. Desdrum esch en dem
Huus ebs umgange. E Kapezinner het dene Gäscht als e Muus ziteert, het die Muus gfange
un em=e isere Kunschthafe ingschlosse.
Er het de Deckel fescht drufgmacht, het dene Hafe en d`Kichkammer gschtellt und gsät, mer
derfe=ne nie ufmache, sunscht däts wedder unriewi were. E Schuelerbue het awer doch emol
ningguckt. Do esch e Muus rusgschprunge un sithär eschs wedder umgange. Mer het wedder
e Kapezinner komme leen ! Der het fer drä=ihundert Gulde des Ung`hiir en a Flasch gejaut.
Lit, wu en der Näh gschtande sen, hen gheert, wie der Gäscht zum Kapezinner gsät het, er wär
ken rächter Mänsch, er häb emol e Rueb gschtohle.
Der Kapezinner het em zur Antwort gen, das wäre verloue, er het a halwer Kritzer ens
Loch ningelä=it. Der Gäscht esch als vom hentere Schtall, wo die Kender vergrawe sen gsin,
verrikumme un esch durch d`Henterdeer nin. Wie=ne der Kapezinner en d`Flasch ningejaut
het ghet, het er sie uf e Waue gelä=it. Die Redder un die Huef von de Resser sen met
Schtrau umgebunde worre. So hen se die Flasch en die Wiide am Altrinn gfiirt.


Gespenst am Wertbach

Ä Mann het d`Hewamm hole solle. Er esch lang net hämkomme un e anderer het d`Hewamm
gholt. Der Mann het behäpt, s esch em ebs uf der Buckel ghopst un het=ne en de Wertbach
geworfe un het=ne em Bachmuur rumgezauje. Er esch zu ere Frau gange, wu het meh kenne
as Brot ässe.
Die het lang met=em gebätt. Er het ä Geliebd gedohn, am Karfriddi nix ze ässe as ä
Milchsupp von Sonneaufgang bes Sonneuntergang. Un er hets ghalte.


Die  Waldzwölfer
An s Trutmers Matte geht e Schtellwei, so häßt mer bi uns die grade Wei durch de Wald.
Der Schtellwei het die drä=i Gemarkunge Freistett, Renchen und Bische berihrt.
Dert het mer e zitlang drä=i Männer gsehn, die hen Kläder anghet wie frijer d`Soldate.
Sie hen kurzi Hosse un langi lederi Stiffel anghet. Mer het gmänt, s seie vun dene
Waldzwelfer, wu do gäschtere mien, will se net rechti geteilt hen, wu der Maiwald verteilt
worre isch. S het sich nieme getrout, denne Männer znot ze komme. Sonsch hätte mer bälder
gemerkt, was sie sen gsin – drä=i Wilderer. Der einte isch von Wosuorscht, der andere von
Bische und der dritt isch en Fräschtätter gsin. Der von Wosuorscht, der Hudel  - so souwe mir
zu alle, wu vom Gebirij herkumme -  hets em Pfarrer gebächt, dass sie die Kläder angezoje
hätte, um besser wildere ze kenne.

Die Schmugglerprozession
So wie die Wilderer, wu sich als Waldzwelfer hen verkläädt ghet un uf der Awergläwe
gebout hen, hen s au die Schmuggler gemacht. Der evangelisch Pfarrer von Lichtenou isch von
der Sinod in Bische hämg`fahre. Der Kutscher esch von Ulm gsin un kaddolisch. Am Krizwei
zwesche Scherze un Lichtenou esch er grad um Zwelfe verriwer. Do esch vom Fahr her – mer
sait zu Grauelsboum hitzedas noch s Fahr, will dert e Fähre iwer de Rinn esch gsin- e Lichtezug
kumme, un vorher sin drä=i kaddolischi Gäschtlichi im Ornat gange mit lange brennende Kerze.
Der jingscht von ihne het em Pfarrer s Messbuch zum Fenschter en de Waue nin ghebt.
De Kutscher esch vor Schrecke ohnmächti worre. D Resser sin hämgerast noch Lichtenou.
De Pfarrer esch krank worre und noch drä=i Da gschtorbe. De Kutscher het abgschtritte, dass er
ebbs gsehn het. Er esch awer a nach drä=i Da gschtorbe.

Baron Kückh
Der Baron von Kick het im Neustädtel (Neufreistett) e Schtadt grinde welle. Er het e Kanal
gebout vom Rinn zu de Rench un het des Holz rafleeße len welle. Zwesche dem Juddekirchhoft
un dem Schportplatz sieht mer de Inschnitt. Awer die acherer und renchener Bure hen de
Kanal zerschteert.
Do esch der alte Kick in de Rinn gange. Anderi sage, er sei in London gsehn worre.
Drä=i Wäschere sin von der Neuschtadt ins Dorf. Am Eck vom große Hus, wo de Kick
gebout het, wu jetzt s Zollamt häßt (esch es e Diwakfabrik drin, damols esch au e Diwakmagazin
drin gsin), hen sie e Mann gsehn mit Silwerschnalle an de Schuhe, wissi Schtrimpf bes an d Knii
un kurzi Hosse. Er het a langer Futterrock mit silwere Knepf anghet, a Drä=ischpitz uf em Kopf
un an Krickschtock en de Hand. So esch der alt Kick a geklädt gsin.


Der Tambur

Es esch e Hus gsin, dem het mer s Dambirlers gsät. Wie der Dambur esch gschtorwegsin un wie
die Lit sich gricht hen, fer uf de Kirchhoft ze gehen, het d Dambirlere am Hus nufgeguckt.
Do het de Dambur met der Zipfelkapp zum Bihnelade rusgelujt.


Die Wäscherin an der Schulbrücke

An de Schulbruck het mer frijer nachts e Wäschere gheert. Es esch e richi Biire gsin,
wu ihri Verwandte am Erbteil, bsonders an de Wäsch un de Kläder betroje ghet het.
Eni von dene Betrojene het ere angewunsche, sie soll ewig an de Schulbruck wäsche
mien. Wenn mer nachts uf de Bruck gschtande esch, het mers am Stäijel ans Rohre
Hus plätschere heere, wie wenn mer a Duch uswäscht. Frijer het mer nachts g wäsche
un d Wäschere sin nachts um zwelfi oder ains in d Hiser gange. D Mag het am Da
vorher buche mien. Des esch von nachts zwelfi bes am andere Midda gange.
Sie het die Wäsch en de Buchkich en eme große Buchzuwwer met kaltem Wasser
ingewächt. Nochher esch z`eerscht e Kessel häßes Wasser driwwer komme. Iwer de
Zuwwer esch nochher des Äscherduch us wirgenem Garn gelä=it worre, secks oder
siwwe Seschter Äsch drufgschitt.
Es het kän Äsch von Beile odder Eiche send derfe, sonsch hätts Buchflecke gen.
Die hätt mer nimm rusgebrocht. Uf die Äsch het mer häß Wasser gschitt.
En ere Bitt het mers ufgfange un im Kessel häß gmacht un immer widder druf gleert.
Von z`Midda bes owdes het die Wäsch nochher mien ruje. Nochher het mer se met
kaltem Wasser usgewäsche. Der Äscherescht esch en de Mattemischt komme.
Die, wu am Bach gewohnt hen, hen des Äscherduch mit de Wäsch enfach en de
Bach gelä=it. E Frau het die Wäsche em Wasser gschwenkt un zwä=i Fraue hen s ere
abgenomme. So het a die richi Biire als Gäscht wäsche mien.
A aldi Frau, wu nachts die Änte, wu nit hämkumme sen, gelockt
het „dideldi=di=di=di!“ het die Wäschere ganz dietlich gheert.

Des Buche esch e ganz schweri Ärwet gsin. E Juddefrau, dere d fräschtätter Schproch
net fin genu gsin esch, esch emol schpot häkumme un het gsät:“ Ich bin so müd !“  - 
„ No, was hosch denn gschafft ?“ het de Mann gfro=it. „Nu“, het se gsät, „ich habe
bauche lasse.