Das rechtsrheinische „Hanauerländchen“ umfasst nur den Landstrich zwischen Kehl und Schwarzach mit den Orten: Auenheim, Bischofsheim, Bodersweier, Diersheim, Eckartsweier, Freistett, Hesselhurst, Holzhausen, Hohnhurst, Kehl mit Sundheim, Kork, Legelshurst, Leutesheim, Lichtenau, Linx, Memprechtshofen, Neumühl, Odelshofen, Sand, Scherzheim, Willstätt und Zierolshofen. *
Honau gehörte immer zu Strasbourg und nicht zum „Hanauerland“.
Bis in die 1880er Jahre ist die Hanauer Tracht noch allgemein getragen worden. Danach ging man mehr und mehr zu einer eher städtisch geprägten Kleidung über.
Männer- und Burschentracht: Männer: „Wadenkitzler“: ein mit weißem Flanell gefütterter Überrock, der bis auf die Knie hinabreichte, offen getragen (hatte keine Knöpfe), am Hals mit Haken und Haften geschlossen. Unterschiede: Die Wohlhabenden hatten schwarzes Tuch, die Ärmeren schwarz gefärbter, geglätteter Drilch. Werktags trug der Mann einen Kittel aus Baumwolle oder ungebleichtem Leinen, teils aufgefüttert mit weißem Flanell; je nach dem auch einen langen, dunkel eingefärbten Zwilchrock.
Bursche: Mutze, ein kurzes Jäckchen aus weißem Pikee mit Goldknöpfen
Beide: Schwarze lederne Kniehosen (an den Festtagen unter dem Knie mit roten Bändern gebunden) mit hohem Bund über die Hüfte hinaus. Die Lederhose wurde dann von einer Tuchhose abgelöst.
Über dem Hemd –aber in die Hose gesteckt- wird das Brusttuch getragen, scharlachrotes Tuch mit rundem Halsausschnitt, an der linken Seite mit Haften geschlossen, am Halsschluss und auf der Brust mit gelber Seidenstrickerei oder Bandeinfassung verziert.
Über dem Brusttuch liefen die schwarzledernen, weißbestickten Hosenträger (beim Burschen buntbestickten Hosenträger), mit den äußeren Enden an den Hosenbund angenestelt oder gehakt. Die Schulterträger waren auf der Brust mit einem besonders reich besticktem Mittelsteg verbunden. Von den Ansätzen des Mittelsteges gingen zwei Schiefstege weg zur Bauchmitte des Hosenbundes. Im Rücken verlief ein unbestickter Mittelsteg.
Den Hals umschloss der „Vatermörder“ oder „Ohrensäger“, ein weißleinener, gestärkter Kragen aus dem gleichen Stoff wie das Hemd, mit einer schmalen, schwarzseidenen Halsbinde umbunden. An stelle der Halsbinde gab es auch ein schwarzseidenes Flortuch, im Nacken zusammengeknotet. Später wurde diese Knotung nach vorne verschoben.
Als Kopfbedeckung trug der Mann einen runden schwarzen Filzhut, in manchen Gegenden zu besonderen Festtagen oder sonntäglichen Kirchgang gab es auch einen Dreispitz, den sog. „Nebelspalter“. Der Bursche trägt eine Mütze aus Iltis- oder Marderpelz mit grünem Samtboden und goldenen Quästchen.
Weiße baumwollene Wadenstrümpfe und schwarze Lederhalbschuhe vervollständigen die Tracht.
Frauen- und Mädchentracht: Das Erkennungszeichen schlechthin bei der Frauen- und Mädchentracht des Hanauerlandes ist der „Kappenschlupf“. Mitte des 19. Jhdts. wurde mehr Wert auf den Schlupf gelegt als auf die Haube. In der heutigen Zeit sind die langen, breiten schwarzseidenen Bänder meist schulterbreit, mit Hilfe von Draht zu einem flügelartigen Schlupf ausgespannt. Der mandelförmige Kappenboden ist mit Gold- oder Silberstickerei verziert, bei den Mädchen hell (silbrig, weiß) gehalten, bei den Frauen meist in blau. Leidtragende haben die Kappenböden mit schwarzen Perlen bestickt oder ihn einfach mit scharzer Schuhcreme, Rus o. ä. eingeschwärzt.
Die Mädchen trugen das Haar zu Zöpfen geflochten, über die Schultern herabhängend, und damit die Zöpfe voluminöser wirkten, wurden schwarze Wollschnüre mit eingeflochten. Die Frauen haben die geflochtenen Haare zum Dutt zusammengedreht und unter dem Kappenschlupf versteckt, sie waren schließlich schon „unter die Haube gekommen“.
Bei beiden zwingend ist der rotwollene, später weißleinene, aber stets mit buntem Seidenband eingefaßte Unterrock. Darüber trugen sie die „gebrittelte Kutte“, ein Fältelrock aus schwarzem Tuch oder schwarzgefärbtem Leinen, mit kurzem, angenähtem Mieder. Werktags trugen sie ein einfarbiges Mieder, sonntags eines aus schwarzem, eblümten Seidenstoff, eingefasst mit buntem Seidenband und Gold-oder Silberbörtchen.
Ein Leinenhemd mit weißen Puffärmeln, je nach dem Ellbogen bedeckt oder nicht, abgeschlossen mit breitem Börtchen oder Häkelspitze, schaut aus dem Mieder heraus. Das seidene Mailänder Halstuch (meist rot oder grün) wurde lose um den Hals geschlungen und hinten verknotet. Später war das Sonntagshalstuch dann meist schwarz mit langen, geknüpften Franzen. Werktags trug man ein einfaches Halstuch, welches kreuzweise über die Brust gelegt und in der Hüfte befestigt wurde.
Die Schürze – in der Hüfte gefältet- war bei der Frau meist schwarz, bei den Mädchen aus weißem Baumwoll- oder Leinentuch, mit vielen Säumchen und Spitzeneinsätzen verziert. Erwähnt wird für Frauen noch ein dunkelfarbiger, vorne offener Schoben. Von den Mädchen wurde dieser nur zur Winterzeit, Gang über Land oder Kirchgang getragen.
Selbstgestrickte, weiße Baumwollstrümpfe und weit ausgeschnittene, schwarzlederne Halbschuhe runden auch hier die Tracht ab.